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Rainer Strzolka über Alfeld an der Leine

Mein Leben ist klein und beschränkt, aber für mich ist Alfeld von allen Städten, die ich zeitlebens kannte, die unangenehmste. Eine stickige geistige Atmosphäre. Das Kulturleben kennt nur das, was der Kirchenvorstand toleriert, und das ist wenig. Gute Geschäftsideen gehen innerhalb kurzer Zeit den Bach runter, weil die Bevölkerung zu dumpf ist, sie zu würdigen. Die Gesichter der Gestalten in den Straßen sind leer. Putzfrauen tratschen hinter ihren Herrschaften her. Der Bahnhof ist öde und von betrunkenen Migranten bevölkert. Manchmal sind auch jugendliche Neo-Nazis dabei, manchmal fallen beide Gruppen zusammen und falsche Syrer grölen "Tod Israel" durch die Nacht.

Ich habe einige Zeit in Alfeld verbracht. Irgendwann kam dann die Frage, ob ich lieber zum schweren Trinker werden wolle oder fortziehen. 

Trinker war keine Option.

Alfeld hat mich eine ganze Weile lang beeinträchtigt. Damit ist es nun vorbei. Ich photographiere diese böse häßliche Stadt ab und zu und damit ist es auch genug.

Exa Prototyp Kentmere 400 Tagebuch Juli 2017