Als mir meine gute Freundin Ursula am 8. Dezember 2021 eine sms schickte mit dem Text "Lauterbach hat es endlich geschafft" war ich traurig darüber, daß er von uns gegangen ist. Der Herr Prof. Dr. med. Karl Lauterbach ist tot. So dachte ich.
So plötzlich und unerwartet. So plötzlich. So unerwartet. Und ich so traurig: der Beste der Besten ist tot. Das Karli soll es nicht mehr geben? Der Karli soll es nicht mehr machen? Unser Karli ist tot? Unvorstellbar. Der Karli ist weg. Das Lauterbächlein. Der schlimmste Tod des Universums. Ich dachte immer, Karli sei unsterblich! Kein TV-Abend mehr ohne ihn. Unvorstellbar. Keine Marietta Slomka mehr, die sich an seiner ungeheurlichen Geltungssucht abarbeiten kann? Keine Psychiaterin Angelika Ruhrberg mehr, mit der ich in Remscheid über Lauterbach reden kann und in der Fußfängerzone lust-naja wandeln kann? Gott ist tot: wissen wir alle. Aber Karl Lauterbach war doch für immer? Er war für mich unsterblicher als Gott. Er als Kommissar im Tatort war mein Traum. Karl Lauterbach und Claudia Roth ermitteln.
Wenn jemand sehr viel leiden muß und dann endlich sterben darf, sagt man nicht einfach:
"Er ist gestorben",
"Er ist eingeschlafen"
oder
"Er ist verreckt."
Man sagt "Er hat es geschafft." Das gehört sich so. Wenn jemand sehr sehr sehr hat leiden müssen, dann sagt man "Er hat es endlich geschafft." Auch das gehört sich so.
Dergleichen Kondolenz muß nicht nachgreifend sein, also posthum. Die Henker in den USA wissen, was sich gehört und sagen ihren Mordopfern traditionell You can do it already" bevor sie sie auf dem elektrischen Stuhl drei Minuten lang rösten bis sie tot sind und es endlich geschafft haben und die Prognose ihrer Mörder mit Leben erfüllt haben. Sie haben es geschafft.
Doch zurück zu Karl Wilhelm Lauterbach, der nichts mit der Todesstrafe in den USA zu tun hat, sondern nur dort studierte und auch heute noch dort seine Gedanken ent-leert.
Meine ersten Gedanken waren: Ich werde ihn sehr vermissen, ihn, der einer der am besten aussehendsten Männer des europäischen Kulturkreises war.
Der Schöne Karl.
Wie kann jemand sterben, der eine schöne Brille trägt und die besten Fliegen der deutschen Ästhetik trug und immerhin Dr. med war.
Sicherlich Überarbeitung: keine Talkshow, in der er nicht zu wirklich allen Themen kompetent war: ob Arbeitsmarkt, Migration, Kultur, Wirtschaft, Digitalisierung. Er wußte und konnte einfach alles. Karl war der erste Universaldozent des digitalen Zeitalters: ein überall präsenter Professor für ALLES. Nicht gerade Kant. Aber doch ein bißchen klug, so am Rande.
Kleiner Studienabschluß in "Gesundheitsökonomie".
Und dennoch Genie für ALLES.
Die Rezeption seines Genies in den Medien war nicht immer respektvoll, eine Satirezeitschrift behauptete gar, er träte gar nicht alleine in all den Talkshows auf, die das öffentlich-rechtliche Propagandafernsehen zwangsgebührenpflichtig verbreitet, sondern er sei einer von Drillingen. Der Berliner "Tagesspiegel" fürchtete gar, daß sämtliche Talkshows eingestellt werden müßten, falls Lauterbach Minister für Irgendetwas werde und keine Zeit mehr für Talkshows hätte. Aber zum Glück hat er direkt nach seiner Ernennung gesagt, wer werde auch weiterhin zur Verfügung stehen. Er habe eine volksbildende Mission, die er via Talkshows vollziehe.
Und die miese Kritik an seinen Fliegen, den schönsten, die der europäische Kulturkreis je sah. Kein People of Colour, der so schöne Fliegen trug, kein Neger nirgendwo hat je so bunte Fliegen getragen.
Irgendwann hörte er auf, sie zu tragen. Man munkelte, auf Rat seiner Tochter. Karl war also auch ein Opfer der ständigen Kriege zwischen Ästhetik und Feminismus. Wenn ich ihn im Fernsehen sah, also fast stündlich, bedauerte ich manchmal, keine Frau zu sein, die ihn zu verführen vermöge.
Meine Freundin M. nannte ihn "Docx. Influencer", was ihr nicht übel genommen werden darf, denn sie hält Englisch für eine romanische Sprache und kann "Dr. Influenza" nicht korrekt aussprechen. Andererseits weiß sie, daß die korrekte Anrede für weibliche Inhaberinnen eines Doktorgrades "Doctrix" lautet und nicht "Doctora", wie Feministinnen in ihrer Unbildung sagen.
Diese ständige Anspannung, wenn Corona-Leugner vorsichtig erwähnten, daß Karl-Überall, wie er scherzhaft von Freunden genannt wurde, für Expertentum zu Corona gar keine Qualifikation habe, weil seine fachliche Ausrichtung medizinökonomisch sei und nicht virologisch. Ein Bösmensch stellte sogar fest, daß der Karl ausser dem obligatorischen einen Semester Virologie beim Studium überhaupt gar keine Expertise zum Thema Corona habe. Solche Vorhaltungen zehren am Nervenkostüm, gerade wenn man von ästhetisch-asketischer Statur ist. Es zehrt an der Nerven, wenn ihm vorgeworfen wird, sein Leben sei wie aus einem Arztroman: aus der Provinz in die Prominenz.
Bösmenschen werfen ihm vor, antidemokratisch und autoritär zu sein, nur weil er meint, die Lehren aus der Formbarkeit des Verhaltens der Menschen während der Corona-Krise könnte man auch verwenden, um das Verhalten der Menschen im Kampfe gegen den Klimawandel zu steuern. Den Irrsinn der Windkraftwerke heiter zur Kenntnis zu nehmen oder sie sogar "schön" zu finden.
Kaum ist er Gesundheitsminister einer Bananenrepublik, verkündet er, die Pandemie werde länger andauern als seine Amtszeit dauere. Daraufhin der Vorwurf, er glaube offenbar selbst nicht an die Wirksamkeit seiner Maßnahmen. Wie gemein können Menschen nur sein. Jemand der viel spricht, irrt sich auch oft. Der Karli spricht eigentlich irgendwie immer. Wie sehr muß ihm der Vorwurf der Medien, sich so oft geirrt zu haben wie kein Zweiter an der Seele genagt haben. Der Vorwurf, Lauterbach praktiziere offene Demokratieverachtung, ist nur halbrichtig, weil sehr viele Politiker unsere Demokratie verachten und keineswegs nur in der AfD. Auch hier hat man die Kritik an ihm überzogen, was ihn geschwächt haben wird. "Zwang" nicht nur zum Impfen ist das Signum der neuen Bundesregierung. Das Spiel mit lauter Notstandsbehauptungen ist eine Tugend, die Karl Überall wundervoll beherrschte.
Er wird an all seinen Belastungen verstorben sein. Welcher Mensch kann es denn schon ertragen, daß er als Minister massenwirksam in einen Zoo!!! geht, um dort Kinder gegen Corona zu impfen und dann wird über ihn gelacht. Bei manchen Menschen taten sich Bilder auf, die ihr inneres Kind ihnen schenkte und die Goebbels mit Hitlers Löwen und Kindern zu einem Bild verschmolzen. Wie gemein. Wie überlastet Karl gewesen sein muß zeigt, daß er angeblich Anordnungen unterzeichnet hat, bevor er als Minister vereidigt war und noch ein einfacher deutscher Hinterbänkler war. So etwas hält kein gesundes Menschenherz aus.
Soweit meine Gedanken zum Tod von Karl Lauterbach.
Und dann erfuhr ich, daß er gar nicht gestorben ist. Meine gute Freundin U. meinte lediglich, daß er es endlich, nach 15 Jahren Propagandarbeit geschafft habe, Gesundheitsminister zu werden. In einer Bananenrepublik!
Wenn die nächste sms von U. kommt mit dem Text, "Lauterbach hat es geschafft", dann weiß ich, daß er noch immer nicht gestorben ist, sondern Reichs-Bundeskanzler.
Er hätte es verdient. Und Deutschland auch. Jedes Volk hat genau die Politiker, die es verdient.